Ahmet Çakir ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Bücher und Artikel in deutscher und englischer Sprache. Nach seinem Studium der Lichttechnik in den Jahren 1966 bis 1970 führte er ein Forschungsvorhaben zur Beeinflussung des Menschen durch die Beleuchtung durch, das auch das Thema seiner Dissertation war. Nach dem Abschluss dieser Arbeit in 1975 übernahm er die Leitung eines großen Forschungsprojekts, das sich mit den Folgen der Computerisierung der Büroarbeit auseinandersetzte. Wie es sich später herausstellen sollte, hat das Thema Ewigkeitswert.
Dieses Projekt diente u.a. der Erarbeitung von Normen insbesondere für die Arbeitsumwelt, kurz Licht-Luft-Klima. Das Licht spielte bei diesen Regelwerken eine doppelte Rolle als Beleuchtung einerseits, als Informationsvermittler andererseits. Denn das Fenster des Computers zum Büro, der Bildschirm, präsentiert die Informationen durch selbsterzeugtes Licht. Das Vorgehen des Autors hat nach Aussagen des britischen Ergonomieprofessors Brian Shackel die Computerindustrie in helle Aufregung versetzt, weil zum ersten Mal der Mensch als Maß für die Technik in den Vordergrund gestellt wurde.
Nach dem gleichen Grundsatz war er in den Feldstudien vorgegangen, aus denen sein Forschungsbericht „Licht und Gesundheit“ im Jahre 1990 entstanden ist. Dieses Mal war die Lichttechnik entsetzt, weil die Arbeit nachgewiesen hatte, dass die Menschen das Tageslicht bevorzugten und das künstliche Licht als eine Störung ihrer Gesundheit erlebten. „Licht und Gesundheit“ und die englische Version davon, „Light and Health“, sollten in den folgenden Jahrzehnten zuerst zu einem Slogan werden, um später zu einem festen Bestandteil der lichttechnischen Veranstaltungen werden.
Weitere Studien bis zum Jahre 1998 zeigten aber, dass das negative Erlebnis nicht dem künstlichen Licht anzulasten war, sondern der Art und Weise, wie wir es in der Arbeitswelt einsetzen. Daraus erklärt sich das Janusköpfige der künstlichen Beleuchtung – geliebt im Privatleben, oft gehasst als „Neonlicht“ am Arbeitsplatz. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich aber auf, wenn man die antike Weisheit „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“ versucht zu verstehen.
Künstliches Licht ist, wie das Buch betont, der vornehmliche Autor der Industriegeschichte. Es hat auch Sozialgeschichte geschrieben, indem es die Gesellschaft geschaffen hat, die nie schläft. Ahmet Çakir hat davon die letzten fünf Jahrzehnte als außenstehender Insider beobachtet.
Der Protagonist des Buches, die elektrische Sonne, verdankt seine Existenz nach der Erfahrung des Autors den Lichtmachern einerseits und den Sozialreformern andererseits, die den modernen Menschen aus der Finsternis befreien wollten, die die Industrielle Revolution geschaffen hatte. Den Letzteren verdanken wir nicht nur die lichten Gartenstädte, die man rund um den Planeten finden kann, sondern auch das Bewusstsein über das Gesunde im Licht. Damit pflasterten sie aber den Lichtmachern den Erfolgspfad, den diese so weit nutzten, dass sie ihr Produkt als den besseren Nachfolger der Sonne ansahen.
Der eigentliche Autor von „Genesis 2.0 – Die Schöpfung der elektrischen Sonne“ ist die Gemeinschaft von vielen Kollegen und Kolleginnen aus Lichttechnik, Ergonomie, Psychologie, Soziologie und Produktdesign, mit denen Çakir während langer Jahrzehnte in der Normungsarbeit diskutieren konnte.