Im Anfang waren Götter und Titanen

Im Anfang waren Götter und Titanen

Prometheus stahl den Göttern das Feuer, präziser gesagt, dem Gottvater Zeus. Dieser hatte den Menschen den Gebrauch von Feuer verwehrt, weil ihn Prometheus hatte trickreich hereinlegen wollen. Die Menschen waren Schöpfungen dieses Titanen, der sie zuvor mit Hilfe der Göttin Athene, also der Tochter von Zeus, aus Ton geformt hatte. Danach hatte er sich zum Beschützer der Menschheit ernannt. Bei dem besagten Trick ging es um die Verteilung von Opfertieren zwischen Menschen und Gottheiten. Und Zeus hatte, von Prometheus ausgetrickst, die falsche Karte ziehen müssen. So kam es, dass die Knochen den Göttern geopfert wurden und das Fleisch den Menschen zufiel.

Für Zeus war das eindeutig zu viel. Mit dem Entzug des Feuers wollte er wohl verhindern, dass das Fleisch den Menschen schmeckte. Prometheus raubte sodann etwas Glut vom Himmel und brachte sie heimlich den Menschen. Ob die sich dafür erkenntlich zeigten, ist nicht überliefert. Bekannt hingegen ist der Zorn des Gottvaters. Der ließ eine Jungfrau namens Pandora erschaffen und mit ihr alles bisher unbekannte Übel in die Welt setzen. Dem Missetäter sollte eine besondere Strafe zuteil werden. Zeus ließ Prometheus an eine Säule anketten, an der täglich ein Adler vorbeifolg und dem armen Delinquenten die Leber aus dem Leibe fraß. Die wuchs jeden Tag nach und lockte so den Adler. Der Vielfraß wurde am Ende von Herakles getötet.

Der weitere Lebenslauf von Prometheus hört sich bei den Autoren der Antike unterschiedlich an. Bei manchen bleibt er ewig an die Säule gekettet. Die Strafe ist also unendlich wie der Titan unsterblich. Auch dessen Geschenk an die Menschen, das Feuer, bringt diesen nicht nur Segen. Auf jeden Fall segensreich fällt eine Wirkung aus, das Licht. Wenn die Menschen das Feuer in ihre Höhlen mitnehmen oder nachts anzünden, sehen sie dort, wo sie vorher nichts gesehen haben. Und sie verlängern den Tag. Dafür verloren sie die Nacht, so dass sich der Segen relativiert. Zunächst nur etwas – heute fast ganz.

Die Prometheus-Sage steht für die Entfernung des Menschen von den Göttern. Die Menschheit tritt aus ihrer engen Bindung an die Götterwelt heraus und verselbständigt sich. Sie bleibt aber in eine übergreifende kosmische Gesetzlichkeit eingeordnet. Bis zum heutigen Tage…  Erst in jüngster Zeit versucht der Mensch, sich aus dieser Ordnung zu befreien. Die Wärme des Feuers sollen Fusionsreaktoren überflüssig machen. Wir bauen also die Sonne nach. Und dieser ewige Spender des Lichts auf Erden, die Sonne, bekommt Konkurrenz. ­­Ebenso der Titan Prometheus, der Feuerbringer. Die Symbolfigur für den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt und die zunehmende Herrschaft des Menschen über die Natur soll seinen Meister in der Gestalt von Elektrikern finden, die zum Lichtmachen kein Feuer mehr benötigen. Und hierfür immer weniger Energie aufwenden.

Ob Prometheus, der Vordenker, ahnen konnte, dass seine Schöpfung, der Mensch, es dereinst mit der Sonne aufnehmen wollte, die laut Mose I am Anfang der Schöpfungsgeschichte eines späteren Gottes stehen würde: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.

Dieses Buch handelt von den vier Schritten der Abschaffung der Finsternis, die mit der Wiedererkennung deren Wertes enden. Rund 140 Jahre nach der Patentierung der Glühlampe kamen Forscher der Medizin zu der Schlussfolgerung, dass nächtliches Licht eine Gesundheitsgefahr darstellt. Man hätte es auch in der Bibel lesen können: Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. Gen 1,16