Sonnenschutzfaktor 50 oder Selbstmord in Raten

In dem Kapitel “Erbschaft der 1920er Jahre – Wo Sie heutiges Wissen bestimmt”, des Buchs Genesis 2.0 – Schöpfung der elektrischen Sonne” (hier) wird ausführlich dargestellt, dass viel vom dem heutigen Wissen und Denken über Licht und Beleuchtung ein Erbe der 1920er Jahre ist. Nichts dagegen, wenn die Menschheit Wissen über die Natur und ihre Wirkungen frühzeitig erworben haben soll. Es geht aber eher um Nichtwissen bzw. Irrtümer, die über vier Generationen weitervererbt werden und sogar an den Universitäten gelehrt. Das Schlimmste von allen dürfte der Umgang mit der Sonne sein. Genauer gesagt, mit den UV-Strahlen der Sonne.

Pünktlich zum Sommerbeginn, eigentlich bereits nach dem Äquinoktium (Tagundnachtgleiche) am 20. März, regnet es fast gleichlautende Artikel in allen Publikumszeitungen und -zeitschriften. Sie warnen vor den Gefahren der Sonne und empfehlen, sich bestens zu schützen. Am besten mit Sonnenschutzfaktor 50 und täglich mehrmals. Der Aufhänger ist immer der Hautkrebs. Dieser soll sich in zunehmendem Maße ausbreiten.

Am schwarzen Hautkrebs erkrankten im Jahre 2022 25.450 Personen. Gestorben sind im Jahr 2023 dann 3.169 Menschen. Das sind 0,316 % der 1.002.741 Todesfälle in diesem Zeitraum. An anderen Krebserkrankungen starb 22,1% der Bevölkerung Deutschlands, also etwa das 70fache.

Wären alle Hautkrebserkrankungen durch UV bedingt und wäre der Schutz dagegen nicht mit anderen Problemen für die Gesundheit verbunden, könnte man versuchen, die 3.169 Toten per Jahr zu vermeiden. Doch dem ist nicht so. Und nicht etwa nur ein Bisschen anders.

Die UV-Strahlung, deren Wirkung man immer noch nicht hinreichend genau verstanden hat, ist ein Agens, d.h. eine wirkende Kraft, ein Mittel oder ein Akteur, der etwas bewirkt oder ausführt. Das Wichtigste, was sie äußerlich sichtbar bewirkt, ist die Pigmentierung der Haut. Was völlig unsichtbar bleibt, ist aber lebenswichtig. Nur wenige Menschen können ohne diese Wirkung leben (hier). Das ist die Bildung des sog. “Vitamin” D, was in Wirklichkeit ein Hormon ist, das der menschliche Körper braucht, aber nicht selbst herstellen kann. Es wird in der Haut gebildet.

Auch Menschen, die zu verstehen glauben, was Vitamin D im Körper macht, wissen meistens nur über die Knochenbildung (Calcium- und Phosphataufnahme, Knochenmineralisierung) zu berichten. Ein Mangel kann bei Kindern zu Rachitis (Erweichung und Verformung der Knochen) und bei Erwachsenen zu Osteomalazie (Erweichung der Knochen) führen, langfristig auch zu Osteoporose (Knochenschwund) und erhöhter Bruchgefahr.

Allein diese Wirkungen sind lebenswichtig. Aber sie sind bei Weitem nicht alle. Vitamin D beeinflusst auch die Muskelentwicklung und -kraft. Ein Mangel kann zu Muskelschwäche und -schmerzen führen und bei älteren Menschen das Sturzrisiko erhöhen.

Vitamin D spielt eine wichtige Rolle bei der Modulation des Immunsystems. Es hilft dem Körper, Krankheitserreger wie Bakterien und Viren abzuwehren, indem es die Produktion von körpereigenen Abwehrstoffen anregt und Entzündungsreaktionen reguliert.

Was man noch nicht exakt weiß, ist z.B. Blutdruckregulierung: Es gibt Hinweise darauf, dass Vitamin D einen Einfluss auf den Blutdruck hat.

Stimmung und psychische Gesundheit: Studien zeigen eine Korrelation zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und Depressionen. Vitamin D ist an der Regulation wichtiger Neurotransmitter im Gehirn beteiligt, die unsere Stimmung beeinflussen, insbesondere Serotonin und Dopamin.

Zellwachstum und -differenzierung: Vitamin D beeinflusst die Zellteilung und kann potenziell eine Rolle bei der Prävention bestimmter Krebsarten spielen.

Vitamin D kann den Stoffwechsel beeinflussen und indirekt zur Gewichtsregulierung beitragen.

Auch die Zahngesundheit hängt mit Vitamin D zusammen: Ähnlich wie bei den Knochen ist es auch wichtig für gesunde Zähne.

Wer dazu aufruft, sich mit Ölen und Salben mit Sonnenschutzfaktor 50 und ähnlich zu schützen, gefährdet die Menschen. Im Mitteleuropa gibt es ab November bis März kaum UV, so dass die meisten Menschen an

einem Mangel leiden. Der Körper speichert Vitamin D im Fettgewebe und Muskelgewebe mit einer Halbwertszeit von ca. 19 Tagen. D.h., der Vitamin D-Spiegel halbiert sich in 19 Tagen.

Eine Langzeitwirkung von fehlendem Vitamin D besteht in der zunehmenden Porosität der Knochen. Im Alter zeigt sich dies z.B. in den Knochenbrüchen wie Oberschenkelhalsbruch. Daran sterben in den ersten 30 Tagen 10% der Patienten bzw. bis 30%, bevor das Jahr um ist. Daher die Überschrift “Sonnenschutzfaktor 50 oder Selbstmord in Raten“.

Soll man sich deswegen etwa schutzlos der Sonne ausliefern? Was davon zu halten ist, sagt ein mexikanisches Sprichwort: “Nur Touristen und Esel gehen in die Mittagssonne”. Sich in die Sonne knallen, um eine “gesunde” Bräune zu bekommen, haben wir als Hype von unseren Urgroßeltern übernommen, die genau in den 1920ern die heilende Wirkung der Sonnenstrahlen entdeckt hatten. Dass Heilendes auch tödlich sein kann, hat Paracelcus im 15. Jahrhundert gesagt: “Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.” Bei UV reicht diese Dualität der Wirkung bis in den Beginn des Lebens auf der Erde. Das Leben musste im Schutz des Wassers entwickeln, als die Atmosphäre noch keinen UV-Schutz in Form der Ozonschicht gebildet hatte. Und Ozon, unser Schutz gegen tödliche Strahlung aus dem All, ist selber ein Gift.

Man kann es aber noch einfacher ausdrücken. Wasser, ohne das ein Leben nicht möglich ist, ist in großen Mengen genossen, in 20 Minuten tödlich. Die Luft ist sogar wichtiger als Wasser zum Leben. Aber die Luft in großer Tiefe ohne Wasser, so in dem Marianengraben ohne Wasser, würde vermutlich ebenso tödlich sein.