LAN bedeutet für manche Menschen ein Netzwerk, für den Großteil von ihnen aber eine große Gefahr für Leib und Leben. Denn LAN steht für Light at Night. Damit ist nicht der schöne Mondschein gemeint, der die Seelen der Dichter beflügelt, sondern das Licht der LEDs, die die Nacht zum Tage machen. Daher redet man auch von ALAN – Artificial Light at Night. ALAN steht übrigens für ein ganzes Forschungsgebiet der Medizin (https://artificiallightatnight.org), LAN = light at night hat sich zu einem Dauerthema in der Medizin entwickelt. Allerdings zu keinem erfreulichen, denn das Licht steht für allerlei Unbill bis hin zum Förderer von Krebs. Die Nacht zum Tage machen, steht nicht mehr für einen Menschheitstraum.
An und für sich bedeuten die bunten Lichter in der Nacht nicht erst seit der Erfindung der Glühlampe etwas Wunderschönes. Vor über einem Jahrhundert erfreute sich der Menschen Seele an den Lunaparks dieser Welt. So genannt, weil man unter dem Mondschein mehr Licht hatte als das des Mondes.
Mittlerweile sind die Städte der Welt zu Jahrmärkten mutiert. Und deren Licht zum Umweltschmutz. Das Licht in der Nacht stinkt zwar nicht zum Himmel, hat aber das Bild der Welt in der Nacht mächtig ins Blaue geschoben. So schrieb der Berliner Tagesspiegel in September 2022 “Die Umstellung von Straßenlampen auf LEDs in vielen Ländern Europas hat das Farbspektrum der nächtlichen Beleuchtung verändert – mit möglichen Folgen für Mensch und Tier. Das schreiben britische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Science Advances“. Die Freude über das schöne Licht in der Nacht hat mittlerweile etwas Morbides an sich wie der Alkohol, der die Nächte ebenso verschönt.
Die Forschenden hatten anhand von Fotos, die von der Internationalen Raumstation ISS aus aufgenommen wurden, festgestellt, dass durch LEDs insbesondere der Anteil der Emissionen im blauen Bereich des Spektrums zugenommen hat. Deutschland ist von diesem Effekt ebenfalls bereits betroffen, …"
Obwohl der Bericht mit etwas Kritik an die Umwandlung des nächtlichen Straßenbildes durch die LED daherkommt, bleibt er weit hinter den wissenschaftlichen Erkenntnissen anderer Art zurück. Diese fasst man wie gesagt unter dem Wort LAN - Light at Night oder ALAN - Artificial Light at Night zusammen.
Zunächst zum Bericht: "Da blaues Licht beispielsweise die Ausschüttung des Hormons Melatonin hemmt, das schlaffördernd wirkt, kann die Umstellung auf LEDs Auswirkungen auf Tier und Mensch haben, schreibt das Forscherteam der University of Exeter in Penryn um Kevin Gaston. „Die Vorteile, die die LED-Technologie für die öffentliche Beleuchtung und insbesondere die Straßenbeleuchtung bieten kann, wurden viel gerühmt, wobei der Schwerpunkt auf einer höheren Energieeffizienz und der damit verbundenen Reduzierung der Energiekosten und Kohlendioxid-Emissionen lag“, heißt es in der Studie."
Weiterhin schreiben die Forscher, was eigentlich alle wissen müssen: "Der Grund dafür liegt in den üblichen Satellitensensoren, die für die Messung der künstlichen Beleuchtung eingesetzt werden und die nur die Intensität des Lichts, aber nicht dessen Farbe registrieren.” Das liegt daran, dass die Lichttechnik vor 101 Jahren eine Kurve erfunden hat, die dazu dient, die Hellwirkung des Lichtes zu messen. Und das bitte nicht für die gesamte Natur, sondern nur für das gesunde junge Auge des Menschen. Dazu wurde der Begriff Licht aus der Physik in diesem Sinne gekapert.
Diese Kurve, die sog. V(λ)-Kurve, ignoriert die roten und blauen Teile des Lichts und lässt zudem die gesundheitlich wichtigsten Teile (Ultraviolett – UV – wie Infrarot - IR – vollkommen außer Acht. Daher scheinen die blauen und roten Teile unwichtig, UV + IR werden erst gar nicht gemessen. Aber für die Pflanzen sind diese viel wichtiger als der für den Menschen wirksamere Teil. Die meisten Tiere sehen auch definitiv anders als der Mensch.
Als Folge dieser Kaperung des Begriffs wird aus der natürlichen Strahlung, die Mensch wie Pflanzen oder Tiere maßgeblich beeinflusst, das herausgeschnitten, was zum absichtlichen Sehen von Objekten dient, auf die man fokussiert. Denn die 1924 definierte Kurve berücksichtigt nur das Zentrum der Retina. Sehen tun wir aber mit dem gesamten Auge. So sind die feinsten Lichtinstrumente blind für alle sonstigen Wirkungen auf den Menschen und bewerten das natürliche Licht, unter dem alle Pflanzen leben und gedeihen, nach der komplett falschen Bewertungskurve.
Zunächst zur Natur. Bäume in den Städten erleben den Frühling in der Stadt Tage früher, und deren Herbst kommt später. Fliegende Insekten und deren Jäger ändern ihren Lebensrhythmus (mehr hier). So kann man über der Semper Oper an der Elbe um Mitternacht Möwen kreisen sehen. Eine Doktorarbeit vom Max-Planck-Institut für Verhaltenbiologie zeigt, dass die Lichtverschmutzung Fische ängstlich macht. Zudem verändert künstliches Licht in der Nacht das Verhalten von Fischen bis in die nächste Generation. (mehr hier). Nächtliches Licht und Insektensterben werden oft zusammen beobachtet (hier).
Was können die Wirkungen auf den Menschen sein, die man so übersieht bzw. nicht versteht? Eine Studie, die weltweit alle annehmbaren Wirkungen von LAN (Light at Night) ausgewertet hat, kommt zu diesem Schluss: "“Artificial light at night is significantly correlated for all forms of cancer as well as lung, breast, colorectal, and prostate cancers individually.” In Deutsch, künstliche Beleuchtung in der Nacht ist signifikant korreliert mit allen Arten von Krebs, im Einzelnen mit Lungen-, Brust-, Dickdarm- und Prostata-Krebs." (Quelle: Al-Naggar, R. A., & Anil, S. (2016). Artificial Light at Night and Cancer: Global Study. Asian Pacific Journal of Cancer Prevention: APJCP)