Damit das Licht so hell scheint,
muss die Dunkelheit vorhanden sein.
Francis Bacon
Kann man eine zertifizierte Beleuchtung kaufen? Also eine, die die erforderlichen Eigenschaften hat, die man auch prüfen kann? Wenn die Beleuchtung von Arbeitsplätzen so wichtig ist, dass man Normen in einer Länge von über 100 Seiten schreibt, müsste es eine einfache Möglichkeit geben, diese geprüft zu kaufen.
Wenn ein Produkt für die Sicherheit und Gesundheit der Menschen bedeutsam ist, gibt es meistens ein Prüfverfahren dafür. Das bekannteste Beispiel ist das Auto. Sowohl Teile davon (z.B. die Beleuchtung) als auch das gesamte Produkt werden auf Sicherheit geprüft. Warum geht es nicht mit der Beleuchtung der Arbeitsplätze?
Darauf gibt es eine einfache Antwort: Die Beleuchtung für die Arbeitsplätze hat keinen Hersteller. Komponenten der Beleuchtung, die einen Hersteller haben, so Leuchten und Lampen, werden seit bald einem Jahrhundert auf Sicherheit oder Gebrauchstauglichkeit geprüft. Das Ergebnis sagt aber nichts darüber aus, ob die Beleuchtung wirksam oder sicher ist. Der Hersteller einer Beleuchtung ist der Lichtplaner. Aber niemand weiß, was oder wer dieser ist.
Seit längerem gibt es Bemühungen, den „Lichtplaner“ zu etablieren. Zur Ausbildung als Lichtplaner (oder Lighting Designer) gibt es in Deutschland und im deutschsprachigen Raum verschiedene Wege an unterschiedlichen Institutionen. Diese reichen von akademischen Studiengängen bis hin zu spezialisierten Weiterbildungen. Allerdings kann man den so verliehenen Titeln kein einheitliches Berufsbild abgewinnen. So gibt es Spezialisierungen in Lichtgestaltung oder Lighting Design (z.B. Hochschule Wismar, HAWK Hildesheim, TH Ostwestfalen-Lippe/Detmolder Schule, TU München).
- Berufsbegleitender Master of Arts "Architectural Lighting and Design Management" an der Hochschule Wismar (WINGS-Fernstudium).
- DIAL: Bietet Kurse zum "Fachplaner Licht" und Schulungen für Planungssoftware wie DIALux an.
- TRILUX Akademie: Bietet Seminare und Webinare zu Lichtplanung und Lichtlösungen.
Der Begriff Lichtplaner ist viel älter als alle diese Ausbildungsangebote und sagt trotzdem nicht viel über das Produkt aus, das dieser abgibt.
Verantwortlich hierfür ist die unübersichtliche Ausgangslage über das Ziel der Gestaltung, was man daran erkennt, dass die Lichtqualität erst 2021 überhaupt ins Vokabular der Lichttechnik gekommen ist. Die einzige mir bekannte Abhandlung zur Lichqualität (LICHTQUALITÄT – EIN PROZESS STATT EINER KENNZAHL hier zum download) ist elendig lang (114 Seiten) und wirkt bereits mit ihrem Titel abschreckend: … Ein Prozess …
Wie soll ein normaler Mensch wissen, ob die Beleuchtung seines kleinen Unternehmens oder Homeoffices angemessen ist? Das kann man aus der obigen Broschüre der LiTG ableiten. Es dauert nur …
Die Abhilfe existiert seit 1994 als Norm. Diese hat mein Institut gegen den Willen der lichttechnischen Industrie mit der Hilfe einer Berufsgenossenschaft durchgesetzt: DIN 5035-8 Beleuchtung mit künstlichem Licht - Teil 8: Arbeitsplatzleuchten - Anforderungen, Empfehlungen und Prüfung. Sie beschreibt Arbeitsplatzleuchten, die nach der eigenen Definition “Leuchte für die Arbeitsplatzbeleuchtung” ist. Die Norm geht mit der jetzigen Überarbeitung in die dritte Runde bzw. ins vierte Jahrzehnt.
Das Besondere an dieser Norm ist die Festlegung aller Gebrauchstauglichkeitsmerkmale, bzw. Usability der Arbeitsplatzbeleuchtung.
Die Gebrauchstauglichkeitsmerkmale einer Arbeitsplatzleuchte sind:
- lichttechnische Merkmale;
- Einstellmöglichkeiten;
- akustische Merkmale;
- mechanische Merkmale;
- thermische Merkmale.
All diese Merkmale muss der Hersteller dokumentieren. Dazu gehören auch die richtige Nutzung und Einstellung der Leuchte. So kann der Anwender ein Produkt kaufen, anstelle sich um einen Prozess zu kümmern.
