Die Beleuchtungsstärke ist ein vielfach verwendeter Begriff, wenn es um Beleuchtung geht. Laien wie Fachleute wissen meistens gar nicht, wovon sie reden. Das liegt daran, dass man eine Laborgröße, die wohl definiert ist, in vielerlei Bedeutungen benutzt. (Ausführlicher Artikel zu diesem Thema hier abrufbar)
Die Beleuchtungsstärke gibt die Menge des Lichts an, das auf dem Sehobjekt ankommt. Und das bestimmt, wie gut wir dieses sehen. Dumm nur, dass sie nicht allein bestimmt, was und wie gut wir das beleuchtete Objekt sehen. Denn eigentlich gibt es keine Beleuchtungsstärke, sondern viele leuchtende Objekte, die ihr Licht mehr oder weniger auf die Stelle senden, an der unser Sehobjekt steht oder liegt. Man addiert die künstlich zu einem Wert zusammen.
Wenn man bei dem obigen Bild das sieht, was beleuchtet wird, sieht man links das Gesicht, in der Mitte eine von oben beleuchtete Frisur mit vermutlich leuchtender Nasenspitze und rechts nur den Hinterkopf. Jeder Schüler lernt in der Schule, dass Licht eine Richtung hat. Aber in der Lichttechnik scheint diese nicht zu existieren. Außer bei Labormenschen.
Das Konzept der Beleuchtungsstärke, wie es derzeit verstanden wird, sieht bei den Lichtquellen im Bild unten keinen Unterschied:
Die gelbe Lichtquelle erzeugt bei entsprechender Größe dieselbe Beleuchtungsstärke wie die grüne, jedenfalls in der Weise, wie in Arbeitsstätten Beleuchtungsstärke berechnet wird. Sie kennt keine Richtung.
Dass das Licht in der Beleuchtungstechnik keine Richtung hat, kann man verstehen, wenn man sich einen Großraum anschaut:
Wie soll ein Planer hier eine gewünschte Lichtrichtung für jeden Arbeitsplatz einhalten? Er wird halt viele Leuchten an der Decke verteilen und zusehen, dass auf jedem Tisch Licht ankommt. Irgendwie. In der Hoffnung, dass es bei vielen Arbeitsplätzen die richtige Richtung hat.
Man weiß naturgemäß, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss ist. So wird z.B. in der letzten Norm für die Beleuchtung von Arbeitsstätten eine Vielzahl von Beleuchtungsstärken vorgegeben, die der Planer realisieren möge. Die haben Bezeichnungen wie hier: Ēm, Ēi, Ēz , Ēm,z, Ēm,wand, Ēm,decke Ēm,modified.. So bedeutet Ēm,decke die mittlere an die Decke gerichtete Beleuchtungsstärke. Warum beleuchtet man aber die Decke?
Noch viel lustiger stellt sich die Frage, was denn Ēm,z ist. Das ist die mittlere zylindrische Beleuchtungsstärke.
Wenn man sich anstelle des grünen Zylinders ein Gesicht vorstellt, kann man verstehen, was man damit will. Gesichter beleuchtet man von vorn. Warum aber dann die anderen Pfeile, vor allem die von hinten? Jeder Fotograf weiß, dass Gegenlicht das Sehen eher verschlechtert. Bei der Berechnung von Ēm,z werden aber die Beiträge aus allen Richtungen addiert.
Das Geheimnis ist, dass ein Planer einer Arbeitsstätte nicht weiß, wohin einer gucken wird (s. oberes Bild vom Großraumbüro). Ergo? Das Licht muss aus allen Seiten kommen. Geht das überhaupt? Eigentlich nicht. Man kann Objekte wie Gesichter nur in dem Lichte sehen, das aus der gleichen Richtung kommt, aus der man schaut. Das Licht aus der Gegenrichtung ist bestenfalls eine Störung.
Noch etwas: In fast allen Arbeitsstätten kommt das künstliche Licht von der Decke. Wer biegt das Licht so, dass es waagrecht einfällt?
Ist es ein Wunder, dass viele Lichtplaner kein Messgerät für die Beleuchtungsstärke besitzen?