Warum Beleuchtung im Büro Stress bedeutet?

Alle wollen unser Gutes und dennoch fühlen wir Stress, wenn es um die Beleuchtung im Büro geht. Wenn man die einschlägigen Zeitschriften liest, ist das Licht im Büro blendfrei und angenehm. Besser könnte sie gar nicht sein. So ähnlich ergeht es vielen auch mit der Klimatisierung. Wie kommt das eigentlich?

Vor langen Jahren musste ein Unternehmen ein wirklich minderwertiges Bürohaus bauen, deren Fertigstellung nur fünf Monate nach Planungsbeginn sein musste. Die Planung des Mutterhauses hingegen hatte mehrere Jahre gedauert und war in Begleitung eines Arbeitspsychologen optimal erfolgt. Der Arbeitgeber wusste nicht, wie er der Belegschaft beibringen sollte, dass manche  in die "Baracke" ziehen mussten. Er war schockiert, als alle dies wollten. Niemand wollte in dem nach allen Regeln der Kunst erbauten Büro bleiben.

Üblicherweise lastet man so etwas dem Architekten, dem Lichtplaner oder dem Klimatechniker an. In dem gegebenen Fall hatten sie aber ihr Bestes gegeben. In solchen Fällen wird die Schuld bei der Belegschaft gesucht. Sie wird dann beschuldigt, hysterisch zu reagieren, gar zu spinnen. Ein Patentrezept, das gegen solche Auswüchse geholfen haben soll, z.B. ein Klimaregler, der gar nicht angeschlossen ist, aber den Eindruck erweckt, etwas zu bewirken, ist über 50 Jahre alt aber immer noch nicht tot.

Nach jahrelanger Forschung in Büros habe ich den einwandfreien Beweis dafür, dass es an der Entmündigung des Nutzers liegt. Dieser ist der Benutzer des Büros und der Betreiber. Den Betreiber binden Regeln wie Normen, die er anwenden muss, will er den Anforderungen des Arbeitsschutzes genügen. Woher kommen aber diese?

Eigentlich ist die Sache sehr einfach. Jedes Gewerk befolgt Regeln für dieses, das von Fachleuten geschrieben worden sind. Dummerweise steht manchmal der Klimatechniker dem Lichttechniker im Wege. So entstanden vor langer Zeit Räume mit glatten Decken mit eingebauten Leuchten, damit die Luft gut verteilt wird. Solche Leuchten können aber nie Indirektbeleuchtung produzieren, die bei den Benutzern hoch angesehen ist. Alternativ kann man großflächige Leuchten installieren, die weniger blenden. Aber die verhunzen die Akustik.

Überhaupt Akustik. Die vielen Schallschirme, die man immer häufiger in die Büros pflanzt, machen die Arbeit des Lichtplaners zunichte.  Und verhindern auch die Luftzirkulation.

Wie eine Planung ideal laufen würde, hat die FGL (Fördergemeinschaft Gutes Licht) vor etwa 50 Jahren dargelegt. Das Bild zeigt die Kooperation aus Sicht des Lichtplaners.

Was das Bild nicht zeigt, ist dasselbe aus der Sicht der restlichen neun. Man kann also neun weitere Bilder wie hier erstellen und immer erneut die Anforderungen zur Gestaltung eintragen. Dann fehlen in dem Bild immer noch die Stakeholder "Benutzer", "Belegschaftsvertreter" und "Facility Management".

In dem Buch Genesis 2.0 - Schöpfung der elektrischen Sonne habe ich die Entmündigung des Benutzers und des Planers der Beleuchtung dargestellt (hier). In der Beschreibung werden die wichtigsten Gründe erläutert, darunter die Ignorierung der individuellen Unterschiede, die nachweislich in den 1950ern bekannt waren.

Es wäre ein schwacher Trost zu wissen, dass eine Malaise bekannt ist. Mein Institut hat aber auch untersucht, wie man Beleuchtung individuell gestalten und dabei sogar Geld wie Energie sparen kann. Die gesamte Studie ist hier erklärt und mit einer Reihe von zusätzlichen Dokumenten abrufbar. LichtundGesundheit_1998

Warum blenden Fahrräder am hellichten Tage?

Diesen Aufschrei eines Berliners druckte der Tagesspiegel letzten Samstag. Das ist keinesweg neu oder erstaunlich.

Vor langer Zeit stand in der gleichen Zeitung: "Trotzdem empfinde ich falsch eingestellte Fahrradscheinwerfer von Geisterradlern als viel störender als Autoscheinwerfer. Ich bin da oft sekundenlang im Blindflug unterwegs." oder sogar das:

"Blendende Fahrradscheinwerfer stören, stimmt und viele Sonntagsradler suchen damit scheinbar den Himmel ab. Aber Im Verhältnis zu den schon seit Ewigkeiten erlaubten Autoscheinwerfern sind sie echt ein Witz.

Kann man solche Aussagen mit dem Wissen über Blendung (s. hier ) erklären? In dem Buch "Genesi 2.0 - Schöpfung der elektrischen Sonne" wird das Thema zwar abgehandelt, aber weitgehend aus Sicht der arbeitendem Menschen. Wieso stören sich Leute auf der Straße an Fahrrädern, wo doch Autos viel größere und mächtigere Scheinwerfer haben?

Es liegt an der Größe "Leuchtdichte" (s. dazu die Ausführungen hier), mit der wir schlecht umgehen können. Daher ist die Beleuchtung von Fahrzeugen seit Jahrzehnten gesetzlich reglementiert. Sie unterliegt strengen Zulassungsbeschränkungen. Nicht nur das. Bei jeder einzelnen Prüfung beim TÜV wird die Einstellung der Scheinwerfer geprüft.

Sind Fahrräder keine Fahrzeuge? Das schon, aber während ihrer gesamten Geschichte vor der Einführung der LED verdiente deren Beleuchtung bestenfalls das Prädikat Funzel. Auch die LED-Scheinwerfer für Fahrräder geben wenig Licht im Vergleich zu denen der Autos ab. Blenden tut aber die Leuchtdichte. Und diese kann bei LED etwa die gleiche Größenordnung wie die Sonne erreichen. Kleiner ist lediglich die leuchtende Fläche. Daher nimmt man die Fahrradscheinwerfer nicht allzu ernst. (Mehr hier)

Wenn einem auf einer Straße ein Fahrrad entgegen kommt, sieht man selbst bei Sonnenschein eine Weile nichts in dessen Umgebung. Der Fahrer ahnt aber nichts davon, weil er nicht einmal merkt, dass das Licht an ist. Nur etwas schwächer sind die Schlusslichter der Fahrräder. Diese irritieren eher durch rotes Blinken.

An dem Beispiel der Kinderräder kann man sehen, was Technologie bedeutet. Sie besteht nicht nur aus Technik, sondern schließt Regelungen wie Prüfungen ein. Was ist LKW oder Autos recht gut funktioniert, versagt an Fahrrädern.

HCL Zukunft oder Vergangenheit?

HCL (= human centric lighting) ist nach der Darstellung der lichttechnischen Industrie ein Beleuchtungskonzept. Sie wollte die Aufregung um die Entdeckung eines neuen Lichtsensors im Auge nutzen, um Werbung für Licht zu machen. Eine solche Werbung hat mit der üblichen Werbung wenig zu tun, wie man an den früheren Maßnahmen dieser Art sehen kann, z.B. an den Broschüren von FGL (Fördergemeinschaft Gutes Licht). Sie illustrieren, was man alles mit Beleuchtung machen kann. Es geht um eine Absatzförderung mit positiven Beispielen.

HCL sollte aber mit Hilfe einer Argumentation gefördert werden, die die Gesundheit in den Vordergrund stellt. Die Wirkung sollte über eine Aktivierung von Hormonen erfolgen. Dies haben Mediziner umfangreich untersucht (s. insbesondere Die Legende vom gesunden Licht reloaded) so dass sachlich gesehen ein Anspruch begründet werden kann.

Das eine wesentliche Problem liegt in der Besonderheit des Arbeitsschutzes. Dieser ist Sache des Staates. Und der Staat wird sich immer schwer tun, wenn es um Eingriffe in den Hormonhaushalt von Arbeitnehmern gilt. Aber genau das wurde sogar in einem ISO-Standard zum Thema avisiert (ISO/CIE TR 21783 Light and lighting — Integrative lighting — Non-visual effects). Die Wirkung des "integrative lighting" beruht auf Melatonin.

Der Standard dreht sich um "integrative lighting", also um eine Beleuchtung, die physiologische wie psychologische Vorteile für Menschen bieten soll. In den Fussnoten ist zu lesen, dass man dies auch als HCL bezeichnet. Die Erkenntnisse, auf denen ISO/CIE TR 21783 basieren soll, stammen aus bestimmten Publikationen, von denen keine aus der Lichtforschung stammt, sondern aus folgenden Gebieten:

  • Therapie: 3 Objekte, davon eines Delirium
  • Krebsrisiko: 3 Objekte
  • Demenz: 4 Objekte
  • Lernerfolg: 3 Objekte
  • Hormonforschung: 2 Objekte
  • Gemütszustände: 6 Objekte
  • Schlaf und Schläfrigkeit: 21 Objekte (von insgesamt 63)
  • Gesundheit: 10 Objekte (im Titel oder Publikationsorgan)

 

Nachdem der Standard recht praxisfremde Schlussfolgerungen gezogen hat, haben die Chronobiologen noch eins darauf gesetzt und ein Zeitregime für die Anwendung von Beleuchtung mit Werten dafür veröffentlicht. Dieses zeigt das untere Bild:

So soll am Tage zwischen 06:00 Uhr und 19:00 Uhr ein Wert von 250 lx mel-Edi herrschen (Rechenbeispiel hier, mel kommt von Melatonin.) Wenn man dies in praktische Umgebungen umrechnet, kommt man auf ein Vielfaches der heute üblichen Installationen. Diese braucht man nach dem besprochenen Konzept am Tage!

Abends soll es zwischen 19:00 Uhr und 22:00 Uhr maximal 10 lx herrschen. Das wäre kein Problem, wenn die Menschen weder arbeiten noch Fernsehen würden. Allein der Computerbildschirm erreicht bis zum 7-fachen des Wertes ohne jegliche Beleuchtung.

Und nachts soll möglichst kein Licht ins Auge gehen. Was das alles bedeuten kann, habe ich z.B. hier dargestellt.

Diesem Regime können Menschen, die am Äquator leben, schon folgen, so sie abends weder arbeiten wollen noch irgend eine soziale Aktivität entfalten. Bereits nördlich des Mittelmeers, also Griechenland bis Spanien, wird es schwer. Denn am Abend um 19:00 Uhr herum finden dort die intensivsten sozialen Aktivitäten im Freien statt (italienisch Piazza). Außerdem kommt der Tag vor 06:00 Uhr morgens und ist um 19:00 abends immer noch da. Es sei denn, es ist Winter. Die Mittel- und Nordeuropäer werden die Sache noch skeptischer Sehen. In Deutschland (Hamburg) geht die Sonne um 04:50 Uhr auf, und der Tag dauert 17,05 Stunden (Sommersonnenwende). So geht die Sonne erst 21:53 Uhr unter. Im äußersten Osten von Deutschland findet das Ganze jeweils etwa 45 Minuten früher statt. Innerhalb von Deutschland unterscheidet sich zum gleichen Datum die Dauer eines lichten Tags in der Nord-Süd-Richtung um bis zu fast eineinhalb Stunden. Die vier Orte des deutschen Zipfelbundes, also der äußersten Gemeinden von der Mitte aus, gehören zwar zu Deutschland, und die Uhren stehen an allen vier Orten immer gleich. Die physiologische Zeit in Oberstdorf im Süden und Görlitz im Nordosten könnte aber nicht unterschiedlicher sein.

Mittlerweile hat die CIE sich das Konzept tiefergehend angeguckt und vorsichtig Abstand genommen. Insbesondere die Bedürfnisse des Menschen, der nachts arbeiten will oder gar muss, scheinen nicht berücksichtigt. Die CIE hat sich zwar nicht ganz klar geäußert dazu, dass man das künstliche Licht ausgerechnet während des Tages erhöhen soll, wenn die Sonne scheint. Umgekehrt soll das Licht möglichst gemieden werden in der Zeit, in der Menschen noch in vorgeschichtlicher Zeit künstliches Licht angewendet haben.

Vorerst scheint HCL eher Vergangenheit geworden zu  sein, ehe es in der Gegenwart angekommen war. Wenn nichts weiter passiert, wird sich das einzige Erbe in Einschlafpillen mit Melatonin erschöpfen. So wie die erste Welle von "Light and Health" vor 100 Jahren, der wir die Vitamin D angereicherte MIlch in den USA verdanken.

Warum ist meine LED schon wieder kaputt?

Wer viel über LEDs gelesen hat, wundert sich zuweilen, warum eine vor Kurzem gekaufte Lampe tot ist. Angeblich leben LEDs 50.000 Stunden.

Kurze Antwort, wenn eine Lampe wirklich schnell gestorben ist: LEDs haben ein thermisches Problem. An falscher Stelle eingebaut und schlecht gekühlt, kann jede LED schnell sterben. Wer im Baumarkt solche eine Lampe kauft, sollte sie anmachen und nach mehreren Minuten die Temperatur fühlen.

Die lange Antwort kann wirklich lang werden, was man daran erkennt, dass es Seminare in Wochenlänge zu dem Thema gibt. Üblicherweise wird eine LED nicht total ausfallen, sondern nur an Qualität einbüßen. So verliert sie an Lichtstrom (wird dunkler), verändert die Farbe (wird blasser). Sie flackert oder glimmt im ausgeschalteten Zustand.

Wer als Techniker an LEDs arbeitet, benötigt genauere Informationen wie Daten als jemand, den nur der Betrieb interessiert. Dieser muss mit Angaben wie L70B10C10F10 umgehen können. So bedeutet L70, dass der Lichtstrom auf 70% zurückgegangen ist. Die Lampe ist aber immer noch funktionsfähig, gibt aber weniger Licht ab.

Wenn hinter L70 eine weitere folgt, so L70B10, bedeutet dies, dass bei einem Verlust von 30% an Lichtstrom höchstens 10% der Elemente diese Leistung unterschreiten dürfen. Bx ist somit ein Maß für die Ungleichmäßigkeit der Helligkeit der Elemente innerhalb eines LED-Moduls.

Totalausfälle von LED-Modulen bzw. -Leuchten werden durch den Cx-Wert (catastrophic failure) gekennzeichnet, wobei der Zahlenwert von X die zu einem gegebenen Zeitpunkt zu erwartende Ausfallrate in Prozent angibt. Ein Wert von C10 bedeutet, dass in einem Modul 10% aller Elemente total ausgefallen sind.

Last not least, kommt der Wert Fx, die Zusammenfassung von Bx und Cx. F10 bedeutet, dass höchstens 10% der LED dürfen den L-Wert unterschreiten (inklusive Totalausfall).

Den kompletten Wert für die Lebensdauer mit L70B10C10F10 wird man in der Praxis selten finden. Auf Lampenpackungen erscheint häufig eine Angabe in Jahren. Diese wird berechnet für einen Betrieb von 2 Stunden und 45 Minuten am Tag, also etwa 10% des Tages.  Wer das aus welchem Grund so festgelegt hat, müsste man bei Interesse selbst ermitteln.

Eine Angabe wie L70B10 50.000 Stunden bedeutet, dass nach 50.000 Betriebsstunden noch 70% des ursprünglichen Lichtstroms vorhanden sind und maximal 10% der LEDs in der getesteten Gruppe diesen Wert unterschreiten oder ausgefallen sind. Fehlt der B-Wert, wird standardmäßig von B50 ausgegangen.

Beim Kauf von LED-Lampen ist es ratsam, auf die Angabe der Betriebsstunden in Kombination mit dem L- und B-Wert zu achten, um eine fundiertere Entscheidung über die zu erwartende Lebensdauer treffen zu können.

Wirkung der Tageslichtfarbe im Innenraum

Nach langen Irrungen und Wirrungen hat die Lichttechnik die Bedeutung des Tageslichts für den Menschen anerkannt. Leider ist kaum jemandem klar, wovon man spricht, wenn von Tageslicht die Rede ist. Dies habe ich u.a. hier thematisiert.

Zum einen geht es darum, dass in der Lichttechnik nur ein Teil des Tageslichts als Licht aufgefasst wird. Diesen Teil hat aber nie ein Mensch oder ein Tier erlebt. Pflanzen schon gar nicht. Das Problem geht aber weiter, weil das Wort "Tageslicht" z.B. zur Bezeichnung von Lampen verwendet wird, deren Licht in keinerlei Hinsicht etwas mit Tageslicht zu tun haben kann.

Aber auch ein mit vielerlei Tricks in Arbeitsräume eingeführtes Licht wird Tageslicht genannt, so auch das hier abgebildete.

Die vielen Spiegel reflektieren das Licht, dass die Prismen über dem Fenster  vom Himmel in den Raum umlenken. Die Prismen sammeln aber nicht das Sonnenlicht, sondern das Licht vom Zenit, weil es dort konstanter ist. Dort finden sich zuweilen Wolken, deren Farbtemperatur je nach Wolkenart variiert. Sie kann sich von 2000 K bis 3000 K (gegen Abend) über 5000 K bis 7500 K (hohe Wolken, mittags) auf bis 9000 K bis 12000 K (dünne Wolke oder wolkenloser Himmel)  ändern. Ohne Wolken liegt die Farbtemperatur meist oberhalb von 10000 K und reicht bis 17000 K.

Die angegebenen Farbtemperaturen sind "Natur". Was empfindet aber der Mensch als "natürlich"? Die Erfahrung sagt, dass die Empfindung draußen und drinnen sehr unterschiedlich ist. Während man einen strahlendblauen Himmel (über 10.000 K) häufig mit Wärme verbindet, weil gleichzeitig die Sonne scheint, empfinden Menschen die Lichtfarbe "neutralweiß" (4000 K) im Innenraum als kalt. Als "natürlich" wird die Glühlampe erlebt, an der bestimmt nichts natürlich ist.

Seit 2018 wird die biologische Wirkung von Beleuchtung auf das Tageslicht bezogen, und zwar auf ein Licht mit der Farbtemperatur von 6504 K. Dieses Licht ist im Vergleich zum blauen Himmel sehr warm! Aber kaum jemand möchte es in seinem Arbeitsraum sehen.

Das Unterfangen, Tageslicht oder was es sein soll, mit physikalischen Größen zu charakterisieren und die Empfindungen der Nutzer damit zu erklären, ist zum Scheitern verdammt. U.a. deswegen geben Beleuchtungsnormen, die ansonsten sehr detaillierte Angaben zu verschiedenen Beleuchtungsstärken machen, keine Empfehlung zu Lichtfarbe bzw. Farbtemperatur. So steht es in der letzten Beleuchtungsnorm DIN EN 12464-1:

"Die Wahl der Lichtfarbe ist eine Frage der Psychologie, der Ästhetik und dem, was als natürlich angesehen wird. Die Auswahl hängt von der Beleuchtungsstärke, den Farben des Raums und der Möbel, dem Umgebungsklima und der Anwendung ab. In warmen Klimazonen wird im Allgemeinen eine kühlere Lichtfarbe bevorzugt, wohingegen in kaltem Klima eine wärmere Lichtfarbe bevorzugt wird."

 

Warum man in Arbeitsräumen kein UV-Licht erzeugt

Wenn die UV-Strahlung so lebenswichtig ist, wie in diesem Buch behauptet, fragt man sich, warum man dies nicht mit Lampen erzeugt. Das hatte der Guru der Vollspektrumlampe, John Ott,  ausdrücklich bemängelt.

Die Antwort auf diese Frage ist mehrere Milliarden Jahre alt: UV ist eine tödliche Strahlung. So tödlich, dass das Leben auf der Erde erst nach der Bildung der Ozonschicht das schützende Wasser verlassen durfte. Etwas bizarr, dass ausgerechnet ein giftiges Gas dem Leben auf die Sprünge helfen musste.

Es gibt auch eine etwa 100 Jahre alte Antwort, die ich in dem Buch ausführlich behandle (s. Geburtsjahre der elektrischen Sonne und Auftritt Matthew Luckiesh – Von der Überlegenheit der elektrischen Sonne) Vor einem Jahrhundert war es das erklärte Ziel der Lichttechnik, UV in alle Räume zu bringen. Selbst Züge, Busse oder Schiffe wurden mit UV-durchlässigen Fenstern versehen. Diese Lampe sollte für Sehen und Gesundheit sorgen:

Kindergärten oder Schulklassenräume wurden mit diesen und ähnlichen Lampen beleuchtet bzw, bestrahlt.

An dem Bild1Quelle: Science Service Collection, Division of Medicine and Science, National Museum of American History, Smithsonian Institution kann man erkennen, warum das Anliegen zum Scheitern verurteilt war. Die gesunde UV-Strahlung in der Natur ist in der Atmosphäre gestreut. Wenn sie direkt von der Sonne kommt, wie hier aus der Lampe, empfangen die Menschen sie sehr unterschiedlich. Die Kinder rechts im Bild werden vom UV kaum profitieren, während die auf der Gegenseite die Strahlung auch ins Auge bekommen.

Die heutigen Arbeitsschutzbestimmungen würden UV-Erzeugern kaum Chancen lassen, diese in Innenräumen zu installieren. Selbst die einst hochgepriesenen UV-durchlässigen Fenstergläser (s. Lass’ die Sonne wieder scheinen) wie Vita Glass wären in Wohnungen bedenklich, weil kein Mensch diese Strahlung im Schutz seiner Wohnung erwartet.

Wirkung einer physikalischen Größe auf den Menschen

Physikalische Größen wie Gewicht (Reis, Brot) oder Volumen (Milch, Wein) werden in einem physikalischen Maßsystem gemessen. Wenn sie sich auf den Menschen auswirken, gilt dieses System nicht mehr. So sind 2 kg Brot doppelt so viel wie 1 kg. Wenn man das Brot auf einmal isst, ist die Wirkunf von 2 kg Brot nicht doppelt so hoch wie bei einem kg.

Allgemein nimmt man an, dass sich physikalische Größen auf Empfindungen nach einer sog. S-Kurve auswirken.

In dem Bereich 1 wirkt sich die physikalische Größe nicht erkennbar aus (unterschwellig). Nach Erreichen eines Schwellenwertes nimmt die Wirkung mit zunehmender Größe zu. Im Bereich 3 bleibt die Wirkung gleich oder nimmt sogar auch ab (Sättigung).

Der Verlauf im Bereich 2 ist für die Forschung am interessantesten. Man nimmt an, dass die Wirkung mit dem Logarithmus der Größe ansteigt. So z.B. bei der Leistung. Die Wirkgröße (Beleuchtungsstärke) ist logarithmisch unterteilt.

So verfährt man z.B. bei Schall. Die Wirkgröße (Schalldruckpegel) erzeugt Lärm nicht linear, sondern logarithmisch. So wirkt sich eine Verdoppelung des Schalldrucks bei 50 dB(A) nur dahingehend aus, dass jetzt 53 dB(A) herrschen.

In der Lichttechnik sind alle Grundgrößen linear. Die oben gewählte logarithmische Darstellung wurde vor langer Zeit aufgegeben. So sind 200 lx doppelt so groß wie 100 lx. Ihre Wirkung steigt aber nicht in dem gleichen Maße.

 

Die wahren Verhältnisse zeigt die obige Kurve. Die Sehleistung lässt sich mit zunehmender physikalischer Wirkung steigern, hört aber irgendwo auf. Der unterschwellige Bereich liegt bei etwa 1 lx. Der grüne ansteigende Ast liegt bei Lesbarkeit von einem weißen Blatt Papier zwischen 1 lx und ca. 1000 lx. Bei oberhalb von ca. 10,000 lx blendet das Papier derart zunehmend, dass die Sehleistung sinkt.

Was ist das Tageslichtäquivalent?

Seit man weiß, dass das Licht eine bestimmte biologische Wirkung auslöst, nämlich die Unterdrückung der Melatoninproduktion, suchte man nach einem Maß hierfür.

Nicht jedes Licht beeinflusst die körperliche Melatoninproduktion in dem gleichen Maße. Die Wirkung hängt stark mit dem Blaugehalt des Lichts zusammen. Um dies zu berücksichtigen, werden alle lichttechnischen Größen, so auch die Beleuchtungsstärke, umgerechnet. Die neuen Größen heißen dann melanopisch.

Um von einer physikalischen Größe (z.B. Strahlungsintensität) die visuelle Wirkung zu berechnen, wird deren Spektrum mit dem jeweiligen Wert der V(λ)-Kurve multipliziert. Die so erhaltene Größe ist unabhängig von der Person und der Lichtfarbe.

Eine solche Umrechnung ist mit melanopischen Größen nicht möglich. Hierzu muss man das Alter der Person und die spektrale Verteilung des Lichts berücksichtigen. Für eine Person mit 32 Jahren und eine Beleuchtung mit einer Farbtemperatur von 6504 K ist 100 Lux, visuell = 100 Lux  melanopisch. Bei älteren Menschen ist die Wirkung geringer, bei jüngeren größer.

Die Umrechnung von Lux (visuell) in M-EDI (Melanopic Equivalent Daylight Illuminance) erfolgt auf der Basis der Farbtemperatur. Eine Lampe mit 2700K (Glühlampe, LED) ergibt etwas unter 50 melanopische Lux. Die Kurven zeigen für 4 LEDs das Ergebnis der Umrechnung. Das bedeutet, dass 100 lx von der jeweiligen Lampe erzeugt dem Skalenwert entsprechend viel circadiane Wirkung zeigt. So wirkt L. 1 bei 4000K wie 75 lx Tageslichtäquivalent.1Die Wirkgröße heißt ähnlichste Farbtemperatur, weil nur Festkörper Farbtemperaturen haben. Bei allen sonstigen Leuchtmitteln nimmt man die nächstbeste Temperatur. Daher "ähnlichste".

Ist der Mensch älter oder jünger als 32 Jahre, wird der so erhaltene Wert mit einem Korrekturfaktor multipliziert. Der unterscheidet sich auch noch nach Lichtfarbe. Im einfachsten Fall wird der Wert für 25-Jährige mit 1,052 multipliziert (gute Augen), für 90-Jährige mit 0,459.

So wird nicht nur die Berechnung der Beleuchtungsstärke zur hochkomplizierten Aufgabe, sondern auch die Angabe. Die sieht korrekterweise so aus:

Die obige Formel gibt die Mindestbeleuchtungsstärke für den Tag in Arbeitsstätten an. (v = vertikal, mel = melanopisch, D65 = Farbtemperatur 6504 K). Die ganze Formel ist als Bild eingesetzt, weil es keine Möglichkeit gibt, sie mit anderen Mitteln darzustellen. Bei Word muss man die Formelfunktion benutzen.

Wenn man so etwas Fundamentales wie die Wirkung des Lichts auf den Körper in Formeln fassen will, muss man sich wirklich bemühen. Bei der Wirkung des Lichts auf die Psyche sind wir von einer Formel weit entfernt.

Warum sind die Farben so blass?

Die Effizienz von Lampen wird daran gemessen, wie viel Helligkeit sie aus der Energie erzeugen können, die man zu ihrem Betrieb benötigt. Farbensehen gehört überraschenderweise nicht zur Sehleistung, obwohl es kaum einen Menschen gibt, der keine Farben sieht. Diese Effizienz wird in Lumen je Watt gemessen.

Ob ein Licht überhaupt irgendwelche Farben wiedergeben kann, ist damit nicht gesagt. Die Farbwiedergabe ist die Fähigkeit einer Beleuchtung, Farben von Objekten sichtbar zu machen, die unter ihrem Licht stehen. Leider ist diese Aufgabe nicht so leicht, wie sie scheint. Denn ein physikalisches Objekt hat keine Farbe, sondern nur Reflexionseigenschaften. Und ein Mensch sieht, wie man aus diversen beliebten „Sehtäuschungen“ kennt, Farben nicht absolut, sondern relativ. Es gibt keine "natürlichen " Farben.

Der Farbwiedergabeindex gibt nur die Fähigkeit einer Lampe bzw. eines Leuchtmittels – und nicht einer Beleuchtung – an, bestimmte Farbmuster in Vergleich zu ihrem Erscheinen unter einem Referenzlicht wiederzugeben. Da diese eigentlich nirgendwo tatsächlich vorhanden ist, bezieht sich der Vergleich auf die Glühlampe – mittlerweile in der EU verboten – und auf „Tageslicht“. Da das Tageslicht bekanntlich morgens, mittags und abends unterschiedlich ist, benutzt man unterschiedliche „Tageslichter“.1Das natürliche Tageslicht verändert seine Farbe und Intensität über den Tag. Zudem ist es vom geografischen Ort abhängig. In der Technik werden unterschiedliche "Tageslichter" definiert, so D50, D55, D65, D75 = D für Daylight, XX für die ersten zwei Ziffern der Farbtemperatur in Kelvin. So benutzt man in der Druckbranche wie in der Fotografie D50 (Farbtemperatur 5000 K.  Egal wie, ein Index von 100 = höchster Wert, bedeutet nicht etwa, dass alle Farben wunderschön wiedergegeben werden. Nur 8 Pastellfarben werden berücksichtigt und keine gesättigten. Diese sind hier dargestellt:

Hier fehlen nicht nur die gesättigten Farben, sondern so wichtige wie die Hautfarbe des Menschen. Dies ist verständlich, weil die menschliche Haut von Weiß bis fast Schwarz praktisch alle Farbtöne annehmen kann. Weniger verständlich ist indes, das in der Farbwiedergabe etwas fehlt, was man seit Jahrhunderten kennt, die Wirkung von Weißmachern und Aufhellern. Diese sind in vielen Materialien, im Papier oder in Waschpulver enthalten. Sie werden vom UV-Anteil im Sonnenlicht angeregt . Fehlt dieser, erscheinen die Oberflächen gelblich. So sieht auch die sauberste weiße Bettwäsche nicht nur unter künstlicher Beleuchtung leicht vergilbt aus, sondern auch unter dem Sonnenlicht, das durch moderne Fenstergläser gefiltert wird.

Dieser Effekt wird bei der Angabe der Farbwiedergabe der LED elegant unterschlagen. Das kann u.U. sehr teuer werden. So wurde die Allianz Arena, München, mit LED-Scheinwerfern hoher Qualität beleuchtet. Das Fernsehen beanstandete aber trotzdem die Bildqualität. So wurden nachträglich 540 UV-Scheinwerfer installiert.

LEDs können UV erzeugen, sie müssen aber nicht. Das ist eine Besonderheit von LED, dessen Licht keine unbeabsichtigte "Konterbande" enthält. So wird jede Glühlampe neben etwas Licht viel Wärmestrahlung erzeugen. Theoretisch ist sogar etwas UV drin.  Leuchtstofflampen erzeugen primär kaum Licht, sondern weitgehend nur UV. Sie benötigen den Leuchtstoff, diese Strahlung in Licht umzuwandeln.

Die Bestimmung der Farbwiedergabe erfolgt nach einem obsoleten System, das man seit etwa zwei Jahrzehnten versucht abzuschaffen. Sie leidet auch darunter, dass die Lichttechniker UV nicht als Licht anerkennen. Somit bedeutet auch der höchste Index von 100 nicht, dass Farben gut wiedergegeben werden.

Beleuchtungsnormen geben i.a. keine Lichtfarbe vor und empfehlen meist einen Wert von 80 für den Index. Wie dieser bestimmt wird, wird in keinem Buch oder Artikel beschrieben. Wenn man auch noch auf die Verwendung von Farben in einem Raum verzichtet, entsteht das traurige Bild wie hier. Dieser Raum ist mit LED-Leuchten beleuchtet mit einem Farbwiedergabeindex über 90. Wenn Arbeitsumgebungen grau in grau gestaltet werden, kann auch die beste Lampe keine Farben hervorzaubern.

Moderne Büros leiden häufig unter akustischen Störungen. Wenn man sie versucht mit üblichen Mitteln zu beseitigen, graue Schallschirme, helfen auch die besten Lampen nichts.

Beleuchtungsstärke – Information oder Irreführung?

Die Beleuchtungsstärke ist ein vielfach verwendeter Begriff, wenn es um Beleuchtung geht. Laien wie Fachleute wissen meistens gar nicht, wovon sie reden. Das liegt daran, dass man eine Laborgröße, die wohl definiert ist, in vielerlei Bedeutungen benutzt. (Ausführlicher Artikel zu diesem Thema hier abrufbar)

Die Beleuchtungsstärke gibt die Menge des Lichts an, das auf dem Sehobjekt ankommt. Und das bestimmt, wie gut wir dieses sehen. Dumm nur, dass sie nicht allein bestimmt, was und wie gut wir das beleuchtete Objekt sehen. Denn eigentlich gibt es keine Beleuchtungsstärke, sondern viele leuchtende Objekte, die ihr Licht mehr oder weniger auf die Stelle senden, an der unser Sehobjekt steht oder liegt. Man addiert die künstlich zu einem Wert zusammen.

Wenn man bei dem obigen Bild das sieht, was beleuchtet wird, sieht man links das Gesicht, in der Mitte eine von oben beleuchtete Frisur mit vermutlich leuchtender Nasenspitze und rechts nur den Hinterkopf. Jeder Schüler lernt in der Schule, dass Licht eine Richtung hat. Aber in der Lichttechnik scheint diese nicht zu existieren. Außer bei Labormenschen.

Das Konzept der Beleuchtungsstärke, wie es derzeit verstanden wird, sieht bei den Lichtquellen im Bild unten keinen Unterschied:

Die gelbe Lichtquelle erzeugt bei entsprechender Größe dieselbe Beleuchtungsstärke wie die grüne, jedenfalls in der Weise, wie in Arbeitsstätten Beleuchtungsstärke berechnet wird. Sie kennt keine Richtung.

Dass das Licht in der Beleuchtungstechnik keine Richtung hat, kann man verstehen, wenn man sich einen Großraum anschaut:

Wie soll ein Planer hier eine gewünschte Lichtrichtung für jeden Arbeitsplatz einhalten? Er wird halt viele Leuchten an der Decke verteilen und zusehen, dass auf jedem Tisch Licht ankommt. Irgendwie. In der Hoffnung, dass es bei vielen Arbeitsplätzen die richtige Richtung hat.

Man weiß naturgemäß, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss ist. So wird z.B. in der letzten Norm für die Beleuchtung von Arbeitsstätten eine Vielzahl von Beleuchtungsstärken vorgegeben, die der Planer realisieren möge. Die haben Bezeichnungen wie hier: Ēm, Ēi, Ēz , Ēm,z, Ēm,wand, Ēm,decke Ēm,modified.. So bedeutet Ēm,decke die mittlere an die Decke gerichtete Beleuchtungsstärke. Warum beleuchtet man aber die Decke?

Noch viel lustiger stellt sich die Frage, was denn Ēm,z ist. Das ist die mittlere zylindrische Beleuchtungsstärke.

Wenn man sich anstelle des grünen Zylinders ein Gesicht vorstellt, kann man verstehen, was man damit will. Gesichter beleuchtet man von vorn. Warum aber dann die anderen Pfeile, vor allem die von hinten? Jeder Fotograf weiß, dass Gegenlicht das Sehen eher verschlechtert. Bei der Berechnung von Ēm,z werden aber die Beiträge aus allen Richtungen addiert.

Das Geheimnis ist, dass ein Planer einer Arbeitsstätte nicht weiß, wohin einer gucken wird (s. oberes Bild vom Großraumbüro). Ergo? Das Licht muss aus allen Seiten kommen. Geht das überhaupt? Eigentlich nicht. Man kann Objekte wie Gesichter nur in dem Lichte sehen, das aus der gleichen Richtung kommt, aus der man schaut. Das Licht aus der Gegenrichtung ist bestenfalls eine Störung.

Noch etwas: In fast allen Arbeitsstätten kommt das künstliche Licht von der Decke. Wer biegt das Licht so, dass es waagrecht einfällt?

Ist es ein Wunder, dass viele Lichtplaner kein Messgerät für die Beleuchtungsstärke besitzen?