Blendung ist etwas, was für Stadtmenschen alltäglich ist. Man wird z.B. beim Autofahren durch den Gegenverkehr geblendet. Man kennt ebenso die Schutzmaßnahmen, z.B. wenn der TÜV das Auto bemängelt. Etwa jede zweite Beanstandung erfolgt wegen falsch eingestellter Scheinwerfer.
Blendung war bereits für Edison ein wichtiges Thema (hier). Er hatte in sein Tagebuch notiert, er werde ein Licht erfinden, das so billig ist, dass nur Reiche sich eine Kerze anzünden würden. Und das Licht werde nicht blenden. Bei Kfz musste die Blendung bereits zu Beginn in den 1930ern gesetzlich begrenzt werden. Heute blenden aber schon Kinderfahrräder.
Dennoch erlebt auch heute der normale Mensch Blendung durch Autoscheinwerfer, so etwa durch das Dränglerlicht. Dass dies nicht ganz so normal ist, merkt man, wenn ein Fahrrad tagsüber bei Sonnenschein blendet, während Autos mit etwa 50 x stärkeren Scheinwerfern es nicht tun. Diese Frage habe ich häufig thematisiert, z.B. hier. Dort ist z,B zu lesen, dass unsere liebe Regierung im Jahr 2017 den Deutschen Bundestag informiert hat, dass keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über die psychologische Blendung von Tagfahrleuchten vorlägen.1Warum wir von Ahnungslosen regiert werden … @ Wie schlimm diese blenden und vor allem warum, habe ich hier thematisiert.
Den größten Teil seiner Wachzeit, vor allem unter Stress, verbringt der Mensch bei der Arbeit, bei der die Blendung ihn am meisten beanspruchen kann. Das war, wie oben steht, bereits Edison bewusst. Als in den 1940ern die Industrie aufbrach, die gesamte Arbeitswelt mit "Neon-Lichtern" zu bestücken, so der volksübliche Name der Leuchtstofflampe, entwickelten insbesondere Hersteller wie General Electric oder Philips Blendungsbegrenzungsmethoden. Leider nicht sehr erfolgreich. So kann man heute zwar Leuchten kaufen, deren Blendwert in einer vierstelligen Zahl angegeben wird. Was sagt dieser so mühsam errechnete Wert? Vielleicht etwas. Allerdings weiß auch der Fachmann nicht, was sie aussagt.
Eine bessere Aussage hat einer getroffen, der ermitteln wollte, was der Blendwert wert ist: "Blendungsmodelle wurden nach fehlenden Untersuchungsbedingungen und Inkonsistenzen geprüft. Es wurden Mehrdeutigkeiten gefunden wie die Einbeziehung von kleinen und großen Blendquellen und was überhaupt eine Blendquelle in komplexen Situationen mit mehreren Leuchten ist. … The Blendungsmodelle wurden umgerechnet um mit den Vorhersagen von 1949 von Luckiesh und Guth verglichen zu werden. Die Modelle zeigten eine geringe Aussagekraft. Wenn man Blendung in komplexeren Situationen [mehrere Leuchten, d. Autor] bewerten will, müssen die Modelle grundsätzlich neu formuliert werden.2Clear, R. D. Discomfort glare: What do we actually know?, Lighting Research and Technology, 2012, doi: 10.1177/1477153512444527
Eine modellfreie Beurteilung der Blendung hatte der Autor Leffingwell bereits in den 1920er Jahren abgegeben: Indirektbeleuchtung. Eine Ergänzung dazu aus dem Jahr 2025: Großflächige LED-Leuchten wirken sogar besser. Ganz ohne Blendungsbewertungssystem und vierstellige Blendwerte.